Du kannst deinen Schatten nicht ausrennen

Als ich in Südafrika in den Wildparks unterwegs war, haben die Wildhüter immer gesagt, dass ich gar nicht erst versuchen soll ein Nilpferd oder Wasserbüffel auszurennen. Ich würde auf jeden Fall verlieren. Die sind schneller.

Genau so läuft das mit unserem Schatten. Den nehmen wir mit egal, ob wir hinsehen oder nicht. 

Keine Ahnung wieviele von euch Erfahrung mit Mobbing haben. Für mich war das der Grund, nie wieder irgendwo angestellt zu arbeiten. Meine eigene Hilflosigkeit und Angst von damals haben sich tief eingeprägt. Es hätte gar nicht so laufen müssen, wenn ich mir getraut hätte,  für mich einzustehen. Ich hab mich gebeugt, gelitten und bin letztendlich geflohen.

Dabei, und das kann ich erst heute mehr als 10 Jahre später sehen, hab ich die ganze Zeit mir selbst ins Gesicht gestarrt und mich nicht erkannt. 

Wie ich das meine? Eigentlich ging es nie um die Person, von der das ausging. Mir ist klar geworden, dass die ganzen ekligen Eigenschaften, die zu einem solchen Verhalten führen, auch Teil von mir sind. Ja, ich kann auch Schwein sein.

Ich hätte das vor 10 Jahren weit von mir gewiesen. Ich war Opfer. Meinen Schatten, die dunkle Seite, die unglaublich böse sein kann, hab ich ausgeblendet.

Niemand, wirklich niemand wird fies und böse, weil er Spass dran hat. Dahinter verbergen sich tiefe Verletzungen meist schon ganz früh in unserem Leben. 

Und dennoch bin ich für mein Handeln verantwortlich und kann das ab einem bestimmten Punkt nicht mehr auf die Kindheit schieben, auch wenn es da herkommt.

Für mich war die Mobbingerfahrung und die damit verbundene eigene Unfähigkeit angemessen reagieren zu können, das letzte Quäntchen, das mich dazu getrieben hat Hilfe und Unterstützung zu suchen. 

Je mehr ich von mir sehen und akzeptieren kann, umso weniger hat irgendwer Macht über mich. Es gibt nichts, was ich vor mir verstecken muss.

Wir haben vor nichts soviel Angst, wie vor uns selbst schlecht dazustehen. Da wird verdrängt und gelogen, dass die Schwarte kracht. Es fällt uns schwer anzunehmen, dass wir fehlbar sind. 

Sehen, Erkennen, Fühlen und dann kommt Veränderung – von ganz allein.

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