Ist ein paar Jahre her. Ein Vormittag im Frühsommer. Die Sonne schien, ich sass im Liegestuhl. Die Luft flirrte und roch so typisch nach Sommer, Blüten und Freiheit.
Das war, glaube ich, das erste Mal, dass mir wirklich bewusst wurde, wie einsam ich in meinem Leben war. Inmitten von Menschen war ich allein. Keine Freunde, keine Familie, kein Partner konnten mich erreichen in meiner Einsamkeit. Ich wollte das so. Für mich hat sich das richtig und sicher angefühlt und einsam…
Lange Zeit war mir gar nicht klar, dass ich auch anders leben könnte. Einsamkeit bedeutete Leere, ja, und auf eine perverse Art Sicherheit und Schutz. Da ich mehr als meine halbes Leben so verbracht habe, hatte ich mir angewöhnt die Leere durch Gedankenspiralen zu füllen. Genau diese Spiralen, auf die man aufspringt und sich endlos im Kreis dreht ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Wenn der Geist die Führung übernimmt, hast das Herz Sendepause. Wir spüren das auch in unserem Leben. Es fühlt so eigenartig leblos und flach an.
Das Einzige was ich damals nicht gemacht habe, war das, was der Weg raus aus der Trostlosigkeit gewesen wäre. Ich hab nicht gefühlt und nicht geredet, zumindest nicht über das, was mich bewegte. Mich jemandem anzuvertrauen, erschien mir gefährlich und angsteinflössend. Also habe ich jedes Problem mit mir selbst „abgemacht“. Ich kannte das gar nicht anders. Um mich rum fanden alle ich wäre so wunderbar selbständig und bräuchte auch niemanden – auch keine Zuneigung oder Umarmung.
Heute Jahre später in der Rückschau finde ich das alles sehr seltsam und auch traurig.
Da wir durch unser Umfeld, unsere Familie geformt werden, lernen wir dort, wie Beziehung geht. Und wir führen unsere späteren Partnerschaften nach genau den Mustern, die wir gelernt haben, bis zu dem Punkt, wo wir vielleicht auf jemanden treffen, der uns zeigt, das es anders gehen kann, oder wir treffen in all unseren Beziehungen auf die gleichen Probleme. Das liegt dann nicht an den Anderen, sondern an uns selbst.
Wenn es uns gelingt uns einzulassen, fühlt sich das für eine Minute ganz wunderbar an, und dann kommt die Angst. Angst, weil das Neue sich besser anfühlt und uns damit Stress bereitet. Wir geraten in einen inneren Konflikt zwischen dem, was wir kennen und dem neuen, besseren Gefühl und rennen zuerst mal zurück in die Einsamkeit, die Leere. Ich hab das an mir selbst so oft erlebt und immer gedacht, dass es doch eigentlich blöd ist so zu reagieren. Mit Denken hat das alles nichts zu tun. Da geht’s rein um’s Fühlen…
Meine Patienten sind oft frustriert mit sich selbst, weil sie das, was sie sich so sehr wünschen, wenn es dann da ist, nicht halten können. Das ist völlig normal. Es braucht Zeit, Mut und Geduld das Alte zu ersetzen.
Dazu brauchen wir Vertrauen in uns selbst. Das aufzubauen oder wiederzuerlangen dauert ein wenig. Also alles gut – einfach weitermachen.
Habt Geduld und seid gut mit Euch!