Was die Heilarbeit für mich als Patienten so anziehend macht, ist das Gefühl, da sind Menschen, die meinen es gut mit mir, und die erinnern mich an mich, wenn ich mich selbst aus Blick verloren habe. Tief im Herzen tragen wir einen Abdruck von uns ohne Verzerrungen und Filter. Diese Version von uns ist ausschliesslich durch Liebe/ Selbstliebe zu erreichen. Und wir tun meist alles, um sie zu unterdrücken, weil uns das so anerzogen wurde.
Jemand, der das lebt, was er ist – so jemand, ist schwer zu kontrollieren. Unserem Umfeld ist die stromlinienförmige Version in der Regel lieber, weil bequemer.
Je mehr wir uns verbiegen, je mehr wir für jemand anderes in die Verantwortung gehen, desto beschwerlicher läuft unser Leben.
Gerade komme ich zurück von einem Termin nur für mich. Ich hab eine sehr niedrige Schwelle, wenn es darum geht mir Hilfe zu suchen. Sobald ich merke, dass ich ich innerlich Spiralen drehe, mich verknote, Angst habe, unzufrieden bin und selbst keinen Ausweg finde, mache ich einen Termin. Über die Jahre hab ich mir ein Netz an Helfern geknüpft, das mich trägt, wenn ich es alleine nicht schaffe. Ich bin meinen Kollegen unendlich dankbar dafür.
Wenn ich von so einem Termin nach Hause komme, bin ich wahlweise komplett platt oder so energiegeladen, dass ich die Laufschuhe brauch. Ich schreibe das, weil ich heute eine Rückmeldung von einer neuen Patientin bekommen habe, die genau diesen Energieschub beschreibt und sich nicht erklären kann, wie der zustande kommt. Da kam die Frage, ob das an meiner spirituellen Ausrichtung liegt. Keine Ahnung. Spiritualität ist für mich eine Art dem Leben zu begegnen, verbunden zu sein mit allem um mich rum und mich einzulassen auf den Moment.
Die Arbeit mit Patienten ist immer davon abhängig, ob es uns gelingt eine echte Verbindung aufzubauen. Dafür braucht es Gelassenheit und Liebe auf der Seite des Heilers. Ja, ich meine Liebe, keine romantische Liebe, sondern Liebe als Lebenshaltung. Die meisten Menschen, mich eingeschlossen, haben vor nichts soviel Angst, wie vor Liebe. Diese weiche Unsicherheit macht uns schutzlos und hüllt uns ein, wie in eine warme Decke.
Wir öffnen uns, wenn wir das Gefühl haben, gesehen zu werden. Und das fühlt sich unbeschreiblich gut an. Dann kann in einer Heilsitzung tatsächlich „Magie“ entstehen.